Warum Babel eine gute Idee war?

Wir sind im Informationszeitalter. Ist so. Kann man hier nachlesen… Und daraus haben sich für uns ganz wundervolle Neuerungen, Errungenschaften und Vorteile ergeben.

Wir können heute mit wenigen Clicks Dinge tun, von denen Denker und Dichter (also Visionäre) im letzten Jahrhundert nur zu träumen gewagt haben… oder wovor sie uns teilweise ziemlich präzise gewarnt haben.

Jeder Hörer kann ein Sender sein, Berthold Brecht wollte das neue Medium (Radio) jedem als Sender zugänglich machen. Stanislaw Lem, Asimov, Neal Stephenson, Bruce Sterling, William Gibson, George Orwell und Aldous Huxley haben versucht uns in fantastischen Romanen und Kurzgeschichten auf Aspekte und die Schattenseiten der (neuen) digitalen Welt vorzubereiten. Mary Shelley hat nicht nur eine neue Gattung von Erzählungen in die Welt gebracht - Science Fiction. Frankenstein ist - wie Moby Dick - eine Auseinandersetzung mit Ethik, Moral, Wissenschaft und dem Ideal das der Mensch (vielleicht) die Krönung der Schöpfung ist - oder nicht. Und was dieser Erkenntnisprozess mit uns Menschen macht. Wie (selbst)zerstörisch unser Denken und Handeln ist - wenn es grundlegend in Frage gestellt ist.

Vorher war die Welt relativ einfach… ich lege bei der folgenden Aufzählung keinen Wert auf die zeitlich richtige Reihenfolge, mir geht es darum einen Effekt zu Beschreiben. Industrialisierung - war mit Kriegen verbunden um Zugang zu Ressourcen oder Märkten zu sichern… die Kolonialisierung, Kriege um Zugang zu Ressourcen und Sklaven. Die Aufklärung war mit Revolutionen und Kriegen verbunden. Im Mittelalter… ist klar, oder? Jede Epoche beginnt mit Verteilungskämpfen.

Immer wenn Mensch auf eine komplett neue Idee kam, oder durch eine geniale Erfindung einen Vorteil gegenüber seinem Nachbarn errungen hat, gab es Krieg(e). Pfeil und Bogen, Schießpulver, Religion, Selbstbestimmung! öhm… die in Spanien hatten das riesen Pech, dass der Rest Europas und Franco andere Pläne hatten und die neue Idee echt doof fanden… pff… Anarchie. Schade eigentlich! Amerika die neue Welt… zu doof das es das schon “Eingeborene” gab.

Und jetzt wird es düster - also alle die denken, dass die Sache gut ausgehen wird, bitte aufhören zu lesen - bzw. geht zum Ende der Seite. Da sind die Links auf die Musik und den Filmtipp zum Thema.

Der Kontext ist meiner Meinung nach ganz klar: Internet (=) Revolution. Wann bitte haben wir (Menschen) es schon einmal hinbekommen, eine wirklich grundlegende Veränderung der Gesellschaft (einen Zeitenwechsel) ohne Aufruhr, Krieg oder sonstige hausgemachte Katastrophen zu bewerkstelligen?

Die Weltordnung des 20. Jahrhunderts macht es sehr schwierig Kriege zu führen. Vor allem Kriege zu führen die eine nachhaltige Veränderung bewirken. Ich denke, dass das sogar im 19. Jahrhundert bereits der Fall war. Bündnisse von Gleichberechtigten, Rechtsnormen, Ethik und Humanismus. All die Dinge die man in einer richtigen Diktatur als erstes abgeschafft und durch Willkür ersetzt, erschweren es ungemein mal eben die Welt zu erobern. Alexander, es hat sich zwar nicht leicht angefühlt, aber im Vergleich zu heute hattest Du es leicht(er).

Wir haben eine ziemlich lange Phase der Stellvertreterkriege hinter uns gebracht und die großen Themen bleiben unerledigt, weil im Zweifel ein “richtiger” Krieg automatisch die Auslöschung der Spezies Mensch nach sich ziehen würde. Den letzten Versuch (Korea) haben China und die USA abgebrochen. McArthur war der Meinung nur ein Atomschlag könne den Korea-Krieg zugunsten der USA entscheiden.

Seitdem sitzen wir auf einem Pulverfass… und seitdem stapeln sich die Probleme unserer Welt und werden nicht gelöst. Wir zerstören die Natur und verbrauchen die Ressourcen eines ganzen Planeten in nur wenigen Generationen. Das Klima kippt und nun haben wir auch noch dieses Internet.

Im Höhlengleichnis wird dargestellt wie sehr unsere Wahrnehmung, ohne Kenntnis der Beschaffenheit der Welt, dem Erkenntnisgewinn (Fakten) im Wege steht. Das ist meine Interpretation in einem Satz - puh.

Im Internet stehen uns (fast) alle Informationen, die die Menschheit bisher gesammelt hat, zur Verfügung. Im Internetzeitalter ist Information eine Ressource. Wir haben in allen Epochen und Zeitaltern davor um die Ressourcen unserer Welt Kriege geführt und wir haben auch bei allen Gesellschaftlichen Umwälzungen Kriege geführt und Schlimme Dinge getan (Bartholomäusnacht) um mit Gewalt Fakten zu schaffen. Der Sieger schreibt das Geschichtsbuch.

Wer auch immer die Information kontrolliert (Putins feuchter Traum) und die Deutungshoheit (der Papst, die Volkspartei in China oder die Querdenker) innehat, bestimmt das Narrativ (und das Niveau). Und aus Sicht einer Nation, der Führung einer Nation, aus Sicht eines (querdenkenden) Menschen ist es Wert um die Deutungshoheit seiner Ideen und Ideale zu kämpfen, weil das Gegenteil würde bedeuten die Kontrolle abzugeben (Ahab, ick hör Dein Elfenbein trapsen), nicht mehr selbstbestimmt zu sein. Zu akzeptieren, dass die Welt so komplex ist, das man die Höhle nicht mehr alleine und ohne Hilfe mit in die Gleichung einbeziehen und auflösen und damit das Bild entzerren kann… zumindest nicht in einem vertretbaren Zeitraum und mit entsprechend viel Aufwand (instant gratifcation).

Das Internet ist also auch wieder nur eine Höhle, aus der der Mensch sich erst einmal befreien muss. Bis dahin wird es Hexenjagden, Verleumdungen, Mord, Totschlag und wahrscheinlich auch Kriege geben. Bis wir alle wirklich aufgeklärt sind… oder so wenige das es keine Rolle mehr spielt.

Can we fix it? Wer ihn noch nicht gesehen hat - der sollte sich jetzt Disney’s Tomorrowland ansehen!

Weil, nach Neal Stephenson (Snowcrash), eine Idee wie ein Virus ist… und es ist eine Frage welchen Wolf wir füttern. Lassen wir den Fatalismus siegen und ergeben uns dem Schicksal oder machen wir es mit diesem zuckersüßen schrecklich klebrigen “alles wird gut” Kitsch Optimismus?

Warum nicht? Ich habe ja schon immer gesagt: Es ist das falsche Glas!

Die Songs der Woche:

Chapter 01 - A Very Delicate Time (Main Titles)

Disney’s Tomorrowland - 01 - A Story About A Future(Score)

Der Song des Tages: The Doors - The End (Original Version)

Und ach ja, warum war Babel jetzt eigentlich eine richtig gute Idee? Naja, wenn wir uns allesamt nicht verstehen, dann kriegen wir auch nix gemeinsam hin. Das wiederum wäre echt schlecht… das wäre dann ja wie auf Twitter… oder Facebook… ne, nur in echt! Also, anstelle uns anzuschrei(b)en sollten wir entweder damit aufhören - back to babel - oder lernen uns zu bemühen einander zu verstehen. Ich finde die back to babel Idee aktuell am besten!